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Samstag, 21. Januar 2012

Saubere Luft für Aachen!

Wir verbessern unsere Luft!

In vielen anderen Städten gibt es Umweltzonen, weil die EU-Schadstoff-Grenzwerte überschritten werden? Warum in Aachen nicht? Klaus Meiners: Wir haben uns zunächst einmal gefragt, was eine solche Maßnahme bringt, wenn wir sie so umsetzen, wie es in Städten wie Köln oder Düsseldorf aktuell geschieht. Nur ungefähr 2 bis 3 Prozent der PKW wären heute von dem Fahrverbot betroffen, weil mittlerweile alle anderen Fahrzeuge aufgrund ihrer Plakette die Umweltzone befahren dürften. Messtechnisch hätte das fast keine Auswirkungen. Bei leichten und schweren LKW sieht die Statistik zwar anders aus, aber auch da wäre der Effekt zu gering.

Außerdem müssen wir bedenken: die Feinstaubbelastung an Hauptverkehrsstraßen wird höchstens zu 40 Prozent durch den hier vorhandenen Autoverkehr verursacht, und davon wiederum ist ein Teil nicht dem Auspuff, sondern dem Abrieb durch Reifen und Bremsen zuzuschreiben. Selbst Elektroautos würden an den Feinstaubwerten also nicht viel ändern können.
Wichtig ist auch: Umweltzonen führen zu Verlagerungen. Autofahrer, die in die Umweltzone nicht einfahren dürfen, werden sich überlegen: Wie komme ich auf einem anderen Weg an mein Ziel? Und eine Umweltzone ist bürokratisch extrem aufwändig. Es muss zum Beispiel Personal eingestellt werden, das sich um Ausnahmen kümmert, die Überwachung der Bestimmungen kontrolliert und so weiter.
Warum bestehen dann andere Städte auf einer Umweltzone?
Meiners: Viele Städte wollen wirklich etwas Gutes für die Anwohner und deren Gesundheit tun. Doch sie haben die Wirksamkeit der Umweltzonen überschätzt und sehr viel Zeit, Energie und Geld in dieses Konzept gesteckt. Schon jetzt zeigt sich aber: Städte mit Umweltzonen wie Köln, Hannover oder Stuttgart konnten damit die Feinstaubbelastungen nicht verändern, die Grenzwerte werden nach wie vor häufig überschritten.
Kann man eine Umweltzone auch verschärfen, um mehr zu erreichen?
Eindeutig ja. Im Moment wählen die genannten Städte noch die Umweltzone "light", also die schwächste Form. Nur Fahrzeuge ohne Plakette bleiben draußen. Die schärfste Variante, bei der nur Fahrzeuge mit grüner Plakette in die Umweltzone einfahren dürfen, wird zu riesigen Widerständen führen, denn dann sind auch viele Besitzer neuerer Fahrzeuge betroffen. Aber eben nur dieser scharfe Typ Umweltzone kann spürbare Wirkung entfalten. Auch diese Variante mussten wir für Aachen in Erwägung ziehen; wir haben uns dann aber dagegen entschieden.
Was macht Aachen also anders?
Meiners: Wir haben einen Luftreinhalteplan aufgestellt, mit dem wir den KFZ-Verkehr insgesamt verringern, gleichzeitig die Nutzung von Bussen und Bahnen und anderen umweltfreundlichen Alternativen fördern wollen. Das verbessert die Luftqualität, mindert die Lärmbelastung und tut auch dem Klima gut. Dabei sollen alle gesellschaftlichen Gruppen und Kräfte mithelfen. Schließlich geht es auch um die Lebensqualität in unserer schönen Stadt Aachen. 33 verschiedene Maßnahmen haben wir in dem Luftreinhalteplan verankert. Die werden in der Summe mindestens dieselbe Senkung der Schadstoffwerte bringen wie eine Umweltzone. Die ist daher nur als letztes Mittel gedacht, wenn nichts anderes mehr geht und sich die Luftqualität einfach nicht bessert. Ganz aus der Welt ist die Umweltzone also noch nicht.
Wer ist eigentlich der größte Umweltverschmutzer?
Meiners: An vorderster Stelle steht natürlich der Autoverkehr in Aachen. Dazu kommen Hintergrundbelastungen, zum Beispiel durch Industrie, überregionalen Verkehr und Heizen. Beim Thema Feinstaub haben wir aber auch ein neues Problem: Wir haben heute genau so viele Ausstöße durch Holzheizungen wie durch den gesamten KFZ-Verkehr. Auch darüber muss man sich einmal Gedanken machen.
Und beim Verkehr, wer ist der größte Luftverpester?
Meiners: Es sind vor allem Dieselfahrzeuge der alten Euro-Norm, die viele Partikel ausstoßen. Für viele dieser Fahrzeuge gibt es heute bereits günstige Nachrüstsätze. Benziner sind fast gar nicht für den Feinstaub-Ausstoß verantwortlich. Es ist daher eine höchst sinnvolle Maßnahme, LKW und Busse auf neueste Euro-Standards umzustellen. Das treiben wir in Aachen jetzt voran. Die Busse der ASEAG, die nur in der Innenstadt fahren, zum Beispiel die Ringlinien, werden alle umgerüstet. Die Innenstadt wird dadurch spürbar entlastet.
Welche anderen Maßnahmen stehen im Luftreinhalteplan?
Meiners: LKW sollen intelligent gelenkt werden, um den Verkehr zu verringern. Das Thema Radverkehr könnte eine neue Bedeutung in Aachen bekommen. Wir bauen das Radwegenetz konsequent aus, haben durch die Fahrradstation am Hauptbahnhof auch für Pendler ein gutes Angebot geschaffen. Das hat auch positive Nebeneffekte: Das Fahrrad ist ein kostengünstiges Verkehrsmittel, es reduziert den Lärm, man bewegt sich mehr. Aber natürlich ist auch das Job-Ticket eine Maßnahme zur Verbesserung der Luft in Aachen. Wir haben enorm viele Berufspendler, die täglich den gleichen Weg zur Arbeit zurücklegen. Mit dem Job-Ticket des AVV, das die Arbeitgeber für ihre Beschäftigten kaufen, können diejenigen, die es nutzen, auch noch viel Geld sparen: durchaus hundert Euro im Monat.
War die Luft früher mal besser in Aachen?
Meiners: Nein, ganz im Gegenteil. Die Luft war früher deutlich schlechter. Vor zwanzig Jahren hatten wir eine viel stärkere Verschmutzung durch die Industrie und die Kraftwerke; ganze Stadtbezirke waren davon betroffen. Wegen der enorm gestiegenen Autoverkehre haben wir heute noch Probleme an stark befahrenen Straßen. Die Luft in einer Nebenstraße in Rothe Erde ist daher heute besser als an einer Hauptverkehrsstrasse in Laurensberg. Das war früher sicher umgekehrt.
Und was kann ich selbst tun?
Meiners: Häufiger mal das Fahrrad, den Bus oder die Bahn nutzen, den alten Diesel mit einem Partikelfilter nachrüsten, ein verbrauchsarmes Auto mit geringem CO2-Ausstoß erweben, den Energieverbrauch im Haus durch Wärmeschutz- oder Effizienzmaßnahmen senken, zu Fuß zum Briefkasten oder zum Bäcker gehen, in der Freizeit ruhig einmal die wunderschöne Umgebung Aachens erwandern, statt in die Ferne zu schweifen, und und und ...

http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/umwelt/luft-stadtklima/luftreinhaltung/interview_meiners1.html

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